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Landkreis »rasiert« Gesundheitsversorgung in Finsterwalde

Am späten Mittwochabend trudelte die dramatische Hiobsbotschaft über die faktische Schließung des Finsterwalder Krankenhauses sowie der Geburtshilfe und der Kinderstation in Herzberg via einer Pressemitteilung des Elbe-Elster Klinikums ein. Die handelnden Personen Landrat, sein Stellvertreter – der Erste Beigeordnete und Klinikum-Geschäftsführer hielten es für nicht angebracht die Bürgermeister der Standortkommunen über diese katastrophale Entwicklung für die Gesundheitsversorgung der Menschen im Landkreis zu unterrichten.

Mit Ausnahme der psychiatrischen Abteilung soll die stationäre Versorgung ab Juni 2024 nur noch an den beiden Standorten Elsterwerda und Herzberg konzentriert werden. In Finsterwalde sollen alle weiteren Abteilungen geschlossen werden. Bei Jörg Gampe, Finsterwaldes Bürgermeister, sorgte dieses Ergebnis für Unverständnis: „Das ist eine Katastrophe für die Gesundheitsversorgung hier in der Region, nicht nur für Finsterwalde sondern auch für alle Gemeinden rundherum.“

Dass der Aufsichtsrat des Klinikums die Bemühungen der Bürgerinnen und Bürger sowie des ärztlichen und nichtärztlichen Personals zu ignorieren scheint, stößt nicht nur bei ihm auf Unverständnis. „Im August hatten wir hier auf dem Markt                2.000 Menschen, der folgende Einwohnerantrag hatte über 9.000 Unterschriften, den wir gemeinsam mit Frau Dr. Knöfel am 9. Oktober dem Kreistagsvorsitzenden übergeben haben, Ärztinnen und Ärzte sowie Abgeordnete haben vielfach den Dialog gesucht. Erst am Montag (13.11.2023) fand auf Einladung von Frau Dr. Knöfel ein Ärztestammtisch statt. Die Klinikärzte und die niedergelassenen Ärzte haben hier ebenso berichtet, wie von Bürgermeister Gampe bereits mehrfach angesprochen, dass lukrative Operationen sukzessive dem Standort Finsterwalde entzogen werden. Ebenso deutlich wurde die desolate Personalführung des Klinikums gegenüber dem stellvertretenden Landrat – Herr Neumann als auch Dr. Zippel wiederholt dargelegt.

In einem vorgelagerten fast vierstündigem Gespräch zur Krankenhausdebatte zwischen Landrat Christian Jaschinski, dem Ersten Beigeordneten und dem Bürgermeister waren ebenfalls die Kämmerin der Stadt Finsterwalde, Anja Zajic sowie Michael Miersch vor Ort. Der Fachbereichsleiter für Bildung und Soziales erlebte auch hier Unverständnis zur Argumentation des Landkreises in Bezug auf die aktuelle Situation des Krankenhausstandortes Finsterwalde. „Die Situation ist für alle Beteiligten natürlich sehr angespannt. Mit dieser Entwicklung hatte aber zu diesem Zeitpunkt keiner gerechnet.“, so Frau Anja Zajic. „Wir werden weiter für den Standort Finsterwalde kämpfen.“, bestärkte Jörg Gampe die Bemühungen. „Das Krankenhauspersonal hatte gerade in den beiden zurückliegenden Corona-Jahren einen tollen Job gemacht. Jetzt werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dafür bestraft, weil angeblich die Fallzahlen nicht reichen sollen. Das ist überhaupt nicht nachzuvollziehen.“

Am darauffolgenden Dienstag (15.11.2023) sollte der Aufsichtsrat zu einer Beratung zusammentreten und Konsolidierungsmaßnahmen beschließen. „Wenn man Einladungsfrist und Vorbereitung der Beschlussvorlage einbezieht, war das Gespräch entbehrlich.“, so Michael Miersch.

Nebulös wurde von der Schließung von einzelnen Abteilungen in Finsterwalde, möglicherweise der Gynäkologie in Herzberg aber auch von „den Standort Finsterwalde vom Netz nehmen“ gesprochen.

Die Konsolidierung des Elbe-Elster Klinikums soll auf Kosten der ärztlichen Versorgung in der Sängerstadtregion und ohne konkrete inhaltliche Beurteilung der Ursachen erfolgen. Nachfragen zu den Ursachen des Ärzteschwunds sowie zum Verlassen des Klinikums von medizinischem und pflegerischem Personal werden weiterhin abgebügelt.

Landrat und sein Stellvertreter – der Erste Beigeordnete sollten hinterfragen, wenn die Gesundheitsversorgung für die Menschen im Landkreis Elbe-Elster derart in Gefahr gebracht wird, für wen Sie eigentlich arbeiten. Die Wirtschafts- und Personalführungskompetenz der Geschäftsführung muss auf den Prüfstand gestellt werden. Es bleibt zu hoffen, dass der Kreistag am 11. Dezember 2023 diese Scharade nicht fortführt, um diese, für Finsterwalde und die Sängerstadtregion insgesamt, dramatische Situation nicht eintreten zu lassen.